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Unsere Feuerwehr II

01.01.2011

Wenn es „geklappt“ hätte, hätte unsere Feuerwehr am gleichen Tag Geburtstag wie ich. Es ist mir bislang nicht gelungen herauszubekommen, warum die am 28. Januar 1936 geplante Gründungsversammlung auf den 5. Februar verlegt worden war.

Wie kam es überhaupt zu diesem Schritt? Kurz vor dem Jahreswechsel hatte der damalige Kreisfeuerwehrführer Tjaden die Gemeinde  -  wie viele andere Gemeinden am Festland auch - auf die Notwendigkeit einer Freiwilligen Feuerwehr hingewiesen. Bis dahin hatte es auf Baltrum keine Feuerlöscheinrichtungen gegeben. Es ist auch nicht bekannt, dass es vorher hier nennenswerte Brände gegeben hätte...

Bei der Planung der Wasserversorgung im Jahre 1935 wurde die Wichtigkeit der Löschwasser-Versorgung schon berücksichtigt. Die überschaubare Wassermenge und der erforderliche Wasserdruck wurden eingeplant. Der Wasserdruck war wichtig, wohl weil zunächst keine Feuerlöschpumpe für die Feuerwehr vorgesehen war. Die Wasserleitungen waren im Durchmesser schon entsprechend der Löschwassermenge bedacht. Das hatte dann später den Vorteil, dass die Gemeinde trotz der starken Bautätigkeit nach dem Krieg die Hauptleitungen nicht austauschen musste. Über das bewohnte Inselgebiet wurden 25 Unterflurhydranten eingebaut.

Wie sah es damals auf Baltrum aus?  

Baltrum hatte etwa 210 Einwohner, 100 Häuser, die fast alle Badegäste aufnahmen. Es gab ungefähr 800 Betten und im Laufe einer Saison kamen 3.600 Gäste auf unser Eiland. Neben den gewerblichen Betrieben gab es das BK-Heim, den Zeltplatz, das Jugendlager der katholischen Kirche in den Dünen und am Westkopf die Sonnenhütte. Straßen gab es nicht, sodass der Löschwagen mühsam, mit einem Rad auf dem Fußweg und mit dem anderen im Sand, gezogen werden musste.

Nun zurück zur Gründung unserer Wehr. Es fanden sich am Abend des 5. Februar 1936 genügend Männer ein. Der Kreisfeuerwehrführer Tjaden ernannte den Zollbeamten Wilhelm Färber zum Wehrführer und verlieh ihm den Dienstgrad Löschmeister (kommissarisch). Schriftführer wurde der Friseur Gotthard Hagenström. Die Satzung wurde sofort beschlossen. Interessant ist, dass damals durch die Satzung geregelt wurde, dass das verspätete Erscheinen beim Feuerwehrdienst mit einer Strafe von 0,25 RM und das unentschuldigte Fehlen mit 0,50 RM belegt werden konnte!

Sodann musste die Gemeinde die notwendigen Geräte beschaffen. Die Brandkasse wurde um einen 50 %igen Zuschuss gebeten. Ende April wurden die Gerätschaften im Wert von ca. 1.200 RM bestellt: ein Hydrantenwagen, Hakenleitern, Brandhaken, Schlauchhaspeln mit insgesamt 225 m C-Schlauch, Strahlrohre, Verteiler, eine Luftschaumkübelspritze, ein Hydrantenstandrohr mit Schlüssel sowie einige Kleingeräte.

Zunächst fand die Wehr im Bereich der Badekabinen (beim heutigen Kinderspielhaus) eine Unterkunft. Später wurde dann westlich der damaligen Schule (neben der Alten Inselkirche) ein kleines Feuerwehrhaus gebaut. Anlässlich der Einweihung am 4. Mai 1937 gab es im Strandhotel Wietjes ein schönes Fest. Es wurden einige Doornkaat und eine gute Zigarre gereicht. Der Einwohner Fedde Feddes spendete einen Besen zur Sauberhaltung des Hauses. Johann Küper erfreute seine Kameraden, indem er eine elektrische Deckenbeleuchtung stiftete. Der Hydrantenwagen war unter großem Hörnerklang vom Badeschuppen zur neuen Unterkunft gebracht worden. An dem Umzug nahmen fast alle Feuerwehrkameraden teil. Es konnte Johannes Peters als neues Mitglied begrüßt werden.

Die Baumaßnahme kostete 600 RM, die Hälfte davon zahlte die Brandkasse. Die Firma, die die Wasserleitung ausgelegt hatte, spendete ein Standrohr nebst Schlüssel. Einen alten Brandhaken und ein Brandeimer wurden ebenfalls gespendet. Es wurde beschlossen, einen freiwilligen Beitrag für etwaige Ausgaben zu erheben. Die Kameradschaft kam auch nicht zu kurz, so wurde im Strandhotel Wietjes am 19.02.1937 das 1. Stiftungsfest als Dorf-(Insel)-Fest in Anwesenheit des Kreisfeuerwehrführers und einiger festländischer Kameraden gefeiert.

Am "Tag der Polizei", der am 17. Januar 1937 begangen wurde, stellte sich die Wehr mit einer Schauübung der Bevölkerung vor. An einem Übungsfeuer wurde der Minimax-Apparat vorgestellt. Dann folgte dort die Vorführung der Luftschaum–Kübelspritze am Zollhaus. Diese Auftritte fanden bei den Zuschauern einen guten Anklang. Einen großen Löschangriff zeigte die Wehr etwas später an der Pension Lottmann. Trotz der kurzen Zeit, die seit der Gründung erst vergangen war, hatten die Kameraden einen guten Ausbildungsstand. Auch die Leistung des Wasserwerks war überzeugend.

Die Bevölkerung war gut vertreten und von den Fähigkeiten der Wehrmänner stark beeindruckt.

Während der Wintermonate wurde an den unterschiedlichen Gebäuden geübt. So auch an der neuen Schule. Dort fand eine Abseilübung aus dem 1. Stock statt.

Ein herrlicher Vollmondabend ließ dem damaligen Löschmeister den Gedanken kommen, eine Alarmübung durchzuführen. So befahl er dem Feuerwehrmitglied Johann Küper um 19.30 Uhr Alarm zu blasen und übergab ihm gleichzeitig die Führung für diese Übung. Übungsobjekt war das „Alte Zollhaus“. Färber hatte sich dort versteckt und ließ sich von seinen Kameraden retten. Anschließend wurde ein Löschangriff vorgenommen. Fast alle Feuerwehrmänner nahmen an dieser Übung teil bis auf zwei, sie hatten das Alarmhorn nicht gehört.

Natürlich beteiligten sich die Feuerwehrleute auch an den Veranstaltungen der Badeverwaltung. So wurde eine Sicherheitswache mit sechs Mann gehalten, als am Abend des 8. August ein Feuerwerk veranstaltet wurde.

Der einzige Feuerwehreinsatz wurde erforderlich, als im Hotel Küper am 14. August Gasgeruch festgestellt wurde. Die Feuerwehrmänner gingen unter Einsatz von Gas- und Atemschutzmasken an die Propangas-Flasche, schlossen das Ventil und lüfteten den Betriebsraum. Damit war der Einsatz beendet.

Anfang Januar 1939 wurde der  Zollbeamte Färber nach Bremen versetzt. Die Wehrführung übernahm zunächst Gerhard Hönnig. Wehrführer Färber verabschiedete sich am 6. Januar 1939 im Strandhotel von seinen Kameraden und wünschte der Wehr Glück und Erfolg. Hinrich Hinrichs übernahm die Wehrführung und übte sie bis Ende der 40-er Jahre aus. Die Wehr wurde 1940 mit einem Tragkraftspritzen-Anhänger (TSA) und einer Magirus Tragkraftspritze und den notwendigen Armaturen und Schläuchen ausgestattet. Für den Löschangriff wurde sie auf Gruppenstärke heraufgesetzt.

Die Löschwasserversorgung wurde durch die Anlegung eines Feuerlöschteiches nördlich der neuen Schule von der zentralen Wasserversorgung unabhängig gemacht.

Weil viele männliche Einwohner zur Wehrmacht eingezogen wurden, mussten Insulanerinnen mit der Brandbekämpfung vertraut gemacht werden. Diese Ausbildung führte Hinrich Hinrichs als neuer Wehrführer durch. Brandeinsätze hat es während des Krieges nicht gegeben.

Die guten Informationen über die ersten Jahre haben wir dem sorgfältig geführten Tagebuch entnehmen können. Anlässlich seiner Urlaubsaufenthalte Anfang der 70-er Jahre hat Herr Färber noch viele ausführliche Auskünfte gegeben.

Wie es nach dem Krieg mit der Feuerwehr weiterging, können Sie in der nächsten Inselglocke lesen.

Die Feuerwehr bestand damals aus:

Wilhelm Färber (Wehrführer), Otto Bruns, Hinrich Eilts, Gotthard Hagenström, Hinrich Hinrichs  (Wehrführer), Gerhard Hönnig (Wehrführer ab 01.01.1939), Theodor Janssen, Georg Küper,  Johann Küper, Honke Lottmann, Harm Lüppen, Gerd Mennen, Edo Peters, Johannes Peters, Friedrich Rector, Bruno Stadtlander (ab 10.01.39 Kassenwart), Hermann Wietjes und Riklef Wietjes.

 

 

Autor: Heino Comien

         Die Inselglocke Baltrum - Ausgabe 02-2003



 

Bild zur Meldung: Unsere Feuerwehr II